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Vertrieben aus Hietzing

Manfred Reiss

Der Familie Reiss gehörte das Hotel Hietzinger Hof. Beide Eltern von Sohn Manfred wurden im KZ Ausschwitz ermordet.

Mein Vater Salomon Reiss wohnte mit uns allen im Hotel Hietzingerhof, Wien 13 Hietzinger Hauptstraße 22. Unsere Eltern wurden im Jahre 1943 von Theresienstadt ins Konzentrationslager Auschwitz gesendet, von wo sie nicht mehr zurückkamen. Wir lebten im Hotel, ein Komplex von ungefähr 50 Zimmern, Kaffeehaus und Kino, welches meinen Eltern gehörte. Wir sind drei Geschwister. Mein Bruder Professor Max Reiss ging ins Technikum Wien, meine Schwester Klari und ich waren Schüler im Chapes Gymnasium Wien 2 und später Wien 20.

Wir waren eine fromme Familie und waren jeden Samstag und Feiertage in der Synagoge Eitelbergergasse. Nach dem „Anschluss“ im Jahre 1938 wurde mein Vater sofort festgenommen und war einige Moante verhaftet. Im Hotel, Cafe und Kino wurde das SS-Kommando Abschnitt 31 einquartiert und wir, meine Mutter und wir Kinder mussten im Laufe von 24 Stunden unsere Wohnung im Hotel verlassen. Jeder von uns durfte einen Koffer mit sich nehmen, welcher unter SS-Aufsicht gepackt wurde.

Die SS-Einheit war aus Österreichern gebildet worden, welche ihr Training in München bekamen. Alle Schmuckstücke wurden uns weggenommen, so wie Geld. Unser Glück war, dass mein Sparbuch in der Post nicht gefunden wurde und von dem lebten wir. Wir mieteten die Wohnung in der Maxingstraße und als mein Vater aus der Haft befreit wurde, flüchteten wir ohne Besitz mit Papieren als Sudetendeutsche in der Nähe von Reichenberg in der Tschechoslowakei. Wir alle haben keine Bilder oder etwas als Andenken von Wien. Mein Bruder lernte im Technikum Haifa, meine Schwester lebt in England und ich in Israel.

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