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Robert Schwarz / Eitelbergergasse 22 (Hietzinger Tempel)

Der heute in den USA lebende Historiker Robert Schwarz, wohnte mit seinen Eltern in der Hütteldorfer Straße/Ecke Missindorfstraße und besuchte regelmäßig den Tempel in der Eitelbergergergasse. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm die Bar-Mizwa seines Bruders nach dem Einmarsch der Deutschen.

„Eine Woche nach dem Einmarsch, dem sogenannten Anschluß, hatte mein Bruder Bar-Mizwa. Das muß ich einmal niederschreiben als Memoiren. Das muß geschrieben werden. Das ist eine wunderbare Geschichte für die Nachkommen zu lesen. Da gingen wir im Gänsemarsch, einer nach dem anderen, von der Missindorfstraße in die Eitelbergergasse in den Tempel, wo die Bar-Mizwa stattfand, denn wir wollten nicht zusammen auffallen. Mein armer Bruder mußte dann also die Gebete hersagen, es war keine Freude. Weil da waren kaum zehn erwachsene Männer beisammen. Als ich meine Bar-Mizwa hatte, hat man mir alles mögliche geschenkt, wie das so üblich ist. Der arme Bruder hatte überhaupt nichts. Überhaupt nichts. Der ist froh gewesen, daß er zurückkam. Das war, glaube ich, das letzte Mal, denn nachher, haben wir keinen Kontakt mehr mit dem Tempel gehabt. Wir hatten Angst, und dann, im November natürlich, wurde er niedergebrannt. Sehr schade. Ich meine, überhaupt um jeden Tempel, jedes Gotteshaus ist schade, aber das ist ein wunderschöner Tempel gewesen. Sehr schön ausgestattet. Herrlicher Tempel.“

Der Vater wurde aus dem Konzentrationslager entlassen und den Eltern gelang ebenfalls die Flucht nach Amerika.

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